Kontraste: Namibia 2011 und 2019
Ich war das erste Mal im April/Mai 2011 in Namibia. Der afrikanische Herbst ist allerdings speziell für Tierbeobachtungen die schlechtere Jahreszeit, weil die Tiere genügend Wasser finden und nicht auf Wasserlöcher angewiesen sind. Dadurch wurde das Auffinden und Beobachten schon deutlich erschwert.
Im Jahr 2011 gab es aber noch eine Besonderheit: in den ersten 4 Monaten des Jahres war soviel Regen gefallen wie noch nie seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. So erlebten wir Namibia von einer ganz besonderen Seite: in der Wüste war es grün und im Deadvlei gab es das erste Mal seit zig Jahren Wasser. Unser Reiseleiter (ein Namibier) sagte damals schon, dass wir so etwas vielleicht nie wieder erleben werden. Was die Jahre seit 2011 angeht, hat er schon einmal recht gehabt. In keinem Jahr seit 2011 ist auch nur annähernd wieder soviel Regen gefallen.
Bereits 2011 stand für mich fest, dass ich Namibia in jedem Fall noch einmal besuchen würde, dann allerdings im afrikanischen Frühling (also der Trockenzeit). Dieses Jahr hat es dann geklappt und ich habe absichtlich auch wieder einige Orte besucht, wo ich bereits vor 8 Jahren einmal war. Die Unterschiede und Veränderungen seit 2011 zu sehen, war wirklich interessant … und teilweise erschreckend.
In den Fotoalben von 2011 und 2019 findet man auch einige Fotos, die an fast den gleichen Stellen gemacht wurden.
Nach Windhoek war das erste Ziel die Namib Desert Lodge. Die Lodge liegt wunderbar gelegen in einer Savannenlandschaft. 2011 stand das Gras dort wirklich kniehoch. In diesem Jahr war davon nichts zu sehen und es gab nur noch vereinzelte Grasbüschel.
Immerhin waren einige Bäume noch grün. Aber die Lodge hat auch ein eigenes Wasserloch.
Als wir ein paar Tage später wieder durch den kleinen Ort Solitaire am Rand des Sossusvlei-Gebiets kamen, habe ich endgültig verstanden, warum alles so extrem trocken war: im ganzen Jahr 2019 hat es in der Gegend nicht einen Tropfen Regen gegeben. Auf der Tafel mit den Regenmengen (siehe Titelbild) ist gut zu sehen, dass die Regenmengen in manchen Jahren unter 100 mm lagen. Alle Flüsse und Bäche absolut ausgetrocknet.
Im Sossusvlei-Gebiet machte insbesondere das Deadvlei dann seinem Namen wirklich alle Ehre.
Ähnliches dann im Etosha-Nationalpark. Das Zentrum des Parks bildet die Etosha-Pfanne, eine große Salztonebene. In guten Regenjahren steht das Wasser in der Pfanne ca. 10 cm hoch. Dieses Jahr war sie aber vollkommen trocken. Wasser gab es im Park nur an den Wasserlöchern. Dabei reichen die natürlichen Wasserlöcher mittlerweile schon nicht mehr aus und es wurden im Park bereits einige künstliche Wasserlöcher mit Pumpen angelegt und weitere sind im Bau.
Manche Ecken des Parks hatten wirklich etwas von einer Mondlandschaft. Alles war von einem sehr feinen, weißen Staub überzogen. Eine Reiseleiterin erzählte mir, dass es 2016 bereits einmal eine extreme Trockenheit gegeben hatte. Damals sind so viele Tiere verendet, dass man im Park die Busfenster nicht öffnen konnte, weil es entsprechend stank.
Es ist wirklich auffällig, dass die Regenmengen in Namibia den letzten Jahren immer geringer wurden. Wenn es dann mal regnet, sind es häufig dann extreme Mengen, die auf dann einmal abregnen. Wie ich auf einem Video sehen konnte, hat es so einen Wolkenbruch in diesem Jahr nicht weit von Solitaire im Sesriem Canyon gegeben. Der ca. 70 m tiefe Canyon war komplett vollgelaufen und das Wasser schwappte über den Rand und schwemmte sogar dort geparkte Autos weg.
Mit normalen Wetterschwankungen ist dies alles jedenfalls nicht mehr erklärbar. Hier kann man die Folgen des Klimawandels für das südliche Afrika bereits jetzt sehen, was in Namibia auch kaum noch jemand bestreitet.
Bereits 2011 hatte ich mich gewundert, dass so wenig (oder gar keine) Solar- oder Windkraftanlagen zu sehen sind. Sowohl Sonne als auch Wind gibt es eigentlich genug. Windkraftanlegen, mit Ausnahme von kleineren Windrädern für Wasserpumpen, habe ich noch immer keine gesehen, aber immerhin setzen viele Lodges jetzt auf Solarenergie zur Stromerzeugung anstelle der bisher verwendeten Dieselgeneratoren. In Windhoek und Swakopmund waren vereinzelt auch Hybrid-Autos zu sehen. Für reine Elektrofahrzeuge sind die Entfernungen im Land aber wohl doch etwas zu groß. Selbst normale Tankstellen sind eher dünn gesät.
Trotz allem ist Namibia weiterhin ein tolles (und auch sicheres) Reiseland, insbesondere für Naturfreunde. Der Tourismus hat zwar in den letzten Jahren auch zugenommen, aber negative Auswirkungen halten sich m.E. noch in Grenzen. Namibia ist noch immer ein sehr armes Land mit einer hohen Arbeitslosigkeit und ist auf die Einnahmen aus dem Tourismus angewiesen (mittlerweile die zweit- oder drittgrößte Einnahmequelle).
Nachtrag: Es ist mir schon bewusst, dass mein persönlicher ökologischer Fußabdruck durch meine Flugreisen (egal ob beruflich oder privat) recht groß ist. Ich habe daher bereits vor ein paar Jahren begonnen, für Klimaschutzprojekte zu spenden, um damit zumindest den CO2-Verbrauch für meine Flugreisen zu kompensieren. Dabei bevorzuge ich Organisationen, bei denen möglichst wenig Geld in der Verwaltung hängenbleibt. Aus diesem Grund unterstütze ich z.B. die Studiosus Foundation, da ich mich auf meinen Urlaubsreisen auch schon selbst über einzelne Projekte vor Ort informieren konnte.